Kirchliche „Erprobungsräume“ starten in neue Phase
Synode A.B. beschließt einstimmig entsprechendes Kirchengesetz
St. Pölten (epdÖ) – Auch weiterhin sollen in der Evangelischen Kirche sogenannte „Erprobungsräume“ ermöglicht werden. Dazu hat die Synode der Evangelischen Kirche A.B. am 10. Dezember einstimmig ein Erprobungsräumegesetz (EprG) beschlossen, das diese neuen Felder kirchlichen Lebens von 2026 bis 2030 ermöglicht und regelt. Es tritt am 1. Jänner 2026 in Kraft.
Von 2020 bis 2025 liefen über 50 „Erprobungsräume“ im Rahmen des Entwicklungsprozesses „Aus dem Evangelium leben“ (AEL). Dabei wurden in Kirchengemeinden, Regionen, Netzwerken und durch ein Anliegen vereinten Bereichen innovative Ansätze erprobt, um den Sendungsauftrag der Kirche zu erfüllen.
WeG-Rektor Patrick Todjeras: Erprobungsräume hilfreich, um „zukunftsfähiges Handeln zu erproben und zu installieren“. (Foto: epd/Dasek)
„Die Einrichtung von Erprobungsräumen als Teil des AEL-Prozesses in der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich war ein hilfreiches Vorgehen, um zukunftsfähiges Handeln zu erproben und zu installieren“, resümierte Patrick Todjeras in seinem Motivenbericht vor der Synode. Der Rektor des Werks für Evangelisation und Gemeindeaufbau (WeG) zeichnete verantwortlich für den ersten Durchführungszeitraum.
Das Projektbüro für künftige Erprobungsräume ist angegliedert an das Werk für Evangelisation und Gemeindeaufbau (WeG), die Projektleitung innerhalb der künftigen Steuerungsgruppe haben Bischöfin Cornelia Richter und WeG-Mitarbeiterin Susanne Zippenfenig inne. Sie präsentierte vor der Synode, „mit welcher Idee und Vision wir in eine nächste Phase der Erprobung gehen“.
Mit einem Blick auf die aktuelle gesellschaftliche und kirchliche Entwicklung meinte Zippenfenig, es werde in den nächsten Jahren „viel Kreativität und Fantasie erforderlich sein, um Kirche mit den jeweiligen Menschen vor Ort gestalten“. Es gehe darum, die Evangelische Kirche zu einer „zeugnishaften Stimme in verschiedenen Öffentlichkeiten“ zu machen. „Wir haben etwas zu geben, zu verschenken“, betonte die Projektleiterin. Bei alldem sei Kirche keine Gegenwelt, sondern „zukünftige Kirche möge sich als Teil eines Ganzen – einer Gesellschaft, einer Region, eines Sozialraums, einer Kleinstadt – sehen, nicht als Nische, nicht als Exklusivangebot“. Um diese Ziele zu erreichen, „können Erprobungsräume helfen“, zeigt sich Zippenfenig überzeugt.
Sie erläuterte auch die drei Kategorien im neuen EPR-Gesetz. In Kategorie A soll die Entwicklung der Kirche auf Ebene der Gemeinde und in den konkreten geistlichen Lebensräumen durch Erprobung neuer innovativer Ansätze in den verschiedensten Erprobungsräumen bearbeitet werden und gesamtkirchliche Maßnahmen zum Zwecke der besseren Erfüllung des Sendungsauftrages der Kirche gesetzt werden.
In Kategorie B erfolgt die Erprobung anhand der Begleitung von diözesanen, regionalen und gemeindlichen Transformationsprozessen, z.B. durch Umsetzung von Maßnahmen und Zielen in Zusammenhang mit diözesanen Stellenverteilungskonzepten.
In Kategorie C schließlich erfolgt die Erprobung systemisch durch gesamtkirchliche Organe und Gremien, z.B. wenn dafür beauftragte Arbeitsgruppen, Ausschüsse oder die Kirchenleitung ein zeitlich begrenztes Projekt durchführen.
Zippenfenig: Erprobungsräume als „kraftvolles Instrument kirchlicher Erneuerung“
Innerhalb des Gesamt-Projektzeitraums wird es zwei Runden geben, in denen EPRs an den Start gehen: September 2026 bis August 2029 sowie September 2027 bis August 2030. Dazu gibt es Kick-Off-Infotage im Februar 2026 sowie im Februar 2027.
Die Bewerbung als Erprobungsräume geht ans Projektbüro, dann weiter an die Steuerungsgruppe. Diese trifft eine Vorauswahl und reicht diese beim Kirchenpresbyterium ein, das schließlich entscheidet, welche Erprobungsräume unterstützt werden.
„Erprobungsräume bleiben ein kraftvolles Instrument kirchlicher Erneuerung“, betonte Zippenfenig abschließend. Mit einer klaren Struktur, transparenter Förderung und verlässlicher Begleitung „können wir weiter Kirche mit den Menschen gestalten – offen, mutig, voller Freude und aus dem Evangelium lebend“.
Fotos von der Synode finden Sie unter: foto.evang.at